Garchinger KulturRadTouren 2: Kranzberg

Wussten Sie, dass Garching früher zum „Landgericht Kranzberg“ gehörte? Kranzberg war vom 13. bis zum 18. Jahrhundert also Sitz der Verwaltung, des Gerichts und der Steuerbehörde („Kastenamt“) der Herzöge und dann Kurfürsten von Bayern. Das mittelalterliche „Landgericht“ wurde in der Neuzeit in „Pflegamt“ umbenannt, der Landrichter wurde zum Pfleger. Die Garchinger hatten seit 1322 das Privileg, dass der Landrichter zum jährlichen Gerichtstag nach Garching kommen musste, nicht sie nach Kranzberg. Er musste dann mit seinen Knechten vom Pfarrer von Neufahrn beherbergt und verköstigt werden. Im Königreich Bayern seit 1806 wurde die Verwaltung neu geordnet: Es entstanden die heutigen Landkreise, im Jahre 1864 wurden Verwaltung und Gericht getrennt, dazu wurden Finanzämter eingerichtet. Die Grenzen des Landgerichts Kranzberg reichten von Fröttmaning im Süden bis Allershausen im Norden, von der Isar im Osten bis zur Ingolstädter Landstraße im Westen, wo sich das Landgericht Dachau anschloss. Bis zur Vereinigung Bayerns im Jahre 1506 gehörte das Landgericht Kranzberg und damit auch Garching zu Niederbayern. In Kranzberg bauten die Wittelsbacher, die 1180 das Herzogtum Bayern vom Kaiser erhalten hatten, eine Burg, die den Amperübergang bewachte und den Einfluss der Freisinger Bischöfe begrenzte. Das Pflegamt zog später in einen Renaissancebau unten im Ort, der heute unter Denkmalschutz steht, aber leider seit Jahren leer steht. Über der Tür ist noch der Schriftzug „Fischerwirt“ zu lesen, an der Fassade ist eine Tafel angebracht, welche die Geschichte des Hauses erzählt. Die Akten der ehemaligen Verwaltung befinden sich heute übrigens im Staatsarchiv München. Seit Jahrzehnten gibt ein landesgeschichtliches Forschungsprojekt Bücher über alle bayerischen Landgerichte heraus, darunter „Die Landgerichte Dachau und Kranzberg“ von Pankraz Fried, erschienen 1958.

Die Radtour: Wir stellen uns vor, dem alten Weg von Garching nach Kranzberg zu folgen, ziemlich genau nach Norden. Der begann wohl auf der Freisinger Landstraße nach Dietersheim, wo früher ein Galgen stand, und weiter nach Neufahrn. Weil es auf dieser Route viel Verkehr und keinen Radweg gibt, verlassen wir Garching auf dem Echinger Weg, der unter dem Autobahnzubringer hindurch kurz nach rechts und dann links schwenkt und geradeaus nach Norden Neufahrn erreicht; dort weiter geradeaus über die Bahnlinie, kurz danach rechts wieder nach Neufahrn hinein bis zu der Straße, die vom Bahnhof kommt. Hier finden wir das Radtourenschild „Kranzberg“, dem wir die nächsten ca. 15 km folgen: über die Autobahn, an den Mühlseen vorbei, schließlich über die Moosach nach Massenhausen. Dort gab es im 13. Jahrhundert das Adelsgeschlecht der Massenhauser, die als treue Anhänger der Wittelsbacher in zahlreichen Urkunden als Zeugen erwähnt werden. Ein ausgeprägter stark eingeschnittener Hohlweg mit markanten alten Bäumen führt von der Schotterebene hinauf ins tertiäre Hügelland, das uns wieder geradeaus nach Norden an Schaidenhausen und Gremertshausen vorbei sanftes Auf und Ab bietet, dazu manchen weiten Blick über die bäuerliche Landschaft. Im Weiler Viehhausen ist ein Lehr- und Versuchsgut der Hochschule Weihenstephan. Danach fahren wir auf einem Schotterweg in den Kranzberger Forst, biegen an einer Kreuzung scharf links ab und kommen schließlich nach Kranzberg hinein. Ein etwas kürzerer Weg auf Teersträßchen geht durch Gremertshausen und die Weiler Griesbach und Ast zur Kirche und Burg Kranzberg. Auf dem Burghügel befindet sich heute das Bronzezeit-Bayern-Museum, das die Funde aus einer Keltensiedlung zeigt, die der Haimhauser Arzt Dr. Moosauer beim nahen Bernstorf gemacht hat. Die alte Burg war schon 1807 abgerissen worden; 1938 errichteten die Nationalsozialisten einen Bau für die Hitlerjugend, in dem sich das Museum befindet. Wer einkehren will, findet in der Ortsmitte einen großen Hotelgasthof. Sehr schön gelegen ist der Wirt am Kranzberger Weiher, einem beliebten Badesee, wo wir einen großen Biergarten finden. Man kommt dorthin, indem man gleich nach der Amperbrücke links in den Weg zu den Sportplätzen einbiegt und nach der Sportgaststätte noch ein Stück an der Amper entlang radelt.

Für den Rückweg fährt man beim Wirt am Weiher auf die Straße links Richtung Fahrenzhausen, über die Autobahn, an der Kreuzung links auf den Radweg neben dem Werkkanal der früheren Isar-Amper-Werke (heute Bayernwerk). Nach der Brücke über den Kanal folgen wir den Schildern zurück nach Neufahrn: bei Weng mit der interessanten Kirche auf dem Hügel (das wäre ein Abstecher) wieder über die Autobahn und durch Großeisenbach, Hetzenhausen und Fürholzen nach Neufahrn und Garching. Je Richtung ca. 2,5 Stunden.

Garchinger KulturRadTouren 1: Zum Goldachhof

Wussten Sie, dass Feinkost Dallmayr in der Münchner Innenstadt sozusagen der Hofladen des Goldachhofs war? Therese Randlkofer, Besitzerin des kgl. Hoflieferanten Dallmayr, ersteigerte im Jahre 1906 den Hof im Erdinger Moos östlich von Ismaning, nachdem Andreas Mayerbacher sich durch den Bau der großzügigen Anlage nach dem Brand des Vorgängerbaus hoch verschuldet hatte. Sie hielt dort Vieh und Geflügel und baute viele Produkte an, die sie in ihrem Münchner Geschäft verkaufte. Es war ein Projekt, wie es für die Zeit um 1900 typisch war: die Lokalbahn vom Ostbahnhof nach Ismaning war im Jahre 1904 beschlossen worden und wurde 1909 fertig und so konnte man in der Großstadt ein Geschäft betreiben und doch auf dem Lande leben. Auf dem abgelegenen Hof gab es sogar elektrisches Licht dank eines Stromgenerators, der von einer Turbine im Mühlbach der Goldach angetrieben wurde. Nach 1945 mussten die Randlkofers den Gutshof aufgeben, um das kriegszerstörte Haus in München wieder aufzubauen. Nach mehreren Besitzerwechseln und einem Brand um 2000 standen die Gebäude leer und verfielen. Schließlich im Jahre 2010 kaufte die Gemeinde Ismaning das Anwesen, setzte Teile instand und stellt sie heute als Jugendeinrichtung zur Verfügung. Die Anlage steht unter Denkmalschutz, auch Turbine und Stromgenerator wurden denkmalgerecht restauriert und wieder in Betrieb gesetzt; sie werden am Tag des offenen Denkmals Anfang September gerne gezeigt. Eine Hörstation des Ismaninger Hörpfads erzählt die Geschichte (schlossmuseum-ismaning/hörpfad). Der Goldachhof ist übrigens eine der Hofstellen, die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, als die Moosgründe nordöstlich von Ismaning aufgeteilt wurden. Theodor Freiherr von Hallberg-Broich betrieb die Trockenlegung des Erdinger Mooses; Hallbergmoos ist nach ihm benannt. Beim Gut Zengermoos des Ritters von Poschinger, dem zeitweise das Ismaninger Schloss gehörte, wurde Torf als Brennmaterial, z.B. für Brauereien, abgebaut und seit 1896 mit Hilfe einer 13 km langen Schmalspurbahn, die teilweise auf der Trasse der heutigen Bahn zum Flughafen verlief, nach Ismaning gebracht: der Straßenname „An der Torfbahn“ erinnert daran, der denkmalgeschützte „Torfbahnhof“ war ein zugehöriges Arbeiterwohnhaus. Noch ein Detail: Die Basislinie Unterföhring – Aufkirchen der großen Landvermessung Bayerns von 1801, von den französischen Geometern „Base de la Goldach“ genannt, verlief durch den späteren Goldachhof.

Die Radtour: Von Garching nach Ismaning entlang der B471, am schönsten beginnend an der Lindenallee (Mühlgasse). Nach der Isarbrücke unter der B471 hindurch, an der Isar aufwärts, links das Forstamt, die erste Straße im Ort hoch, am Rathaus (ehem. Schloss) vorbei, vor dem Gasthof Zur Mühle links, immer geradeaus in die Straße An der Torfbahn, dann in die Mayerbacherstraße. Diese überquert auf einer Brücke mit Radweg die B471, dann über Felder mit Spargel und Krautanbau, bis eine schöne Allee zum Goldachhof führt (ca. 1 Stunde). Von hier könnten wir denselben Weg zurück fahren. Wer mag, fährt aber geradeaus weiter. Kurz nach Ende der Teerstraße steht links ein kleines Marterl, das an einen Flugzeugabsturz im Kriegsjahre 1918 erinnert; eine Hörstation erzählt die Geschichte. Vor einer schön gestalteten Betonbrücke über die Goldach biegen wir links ab und immer die Goldach entlang im Schatten großer Alleebäume; links sind üppige Wiesen. Bei der Kreuzung geradeaus weiter nach Norden in die Teerstraße zum Sendemast des Bayerischen Rundfunks. Von 1932 bis 1983 stand hier ein hölzerner Sendemast im Stil des Eifelturmes, 156 Meter hoch; das Holz südamerikanischer Pechkiefern war eigens per Schiff und Bahn hergebracht worden. Von hier verbreitete im April 1945 die „Freiheitsaktion Bayern“ ihren Aufruf, den Krieg zu beenden; vergeblich, die Männer wurden von der SS verhaftet und noch wenige Tage vor Kriegsende erschossen im Keller der Gauleiterresidenz an der Ludwigstraße in München, dem heutigen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Im Hof erinnert eine Gedenktafel an die Aktion, ebenso wie der Name des Platzes „Münchner Freiheit“. Vom Sender aus können wir der Goldach weiter nach Norden folgen und kommen über die Brennermühle zum Gut Zengermoos; das dortige Gasthaus wurde leider geschlossen. Machen wir uns also auf den Rückweg. Zurück zum Sender, die Senderstraße geradeaus nach Westen, die Moosstraße nach Süden, die Bruckmairstraße nach Westen und Südwesten wieder zur Mayerbacherstraße, die wir her kamen. Dort gibt es einen heutigen Hofladen. Bevor wir Ismaning wieder verlassen, bietet sich eine Einkehr in der „Mühle“ mit großem Biergarten an (Rückweg 2 Stunden).

Radtouren auf historischen Wegen 1: Militärbahn und Schlammbahn

Wo heute die U-Bahnlinie 6 von Freimann nach Garching führt, gab es schon zwei Schmalspur-Bahntrassen. Vor 1914 lag da eine Feldbahn, die verschiedene Militäreinrichtungen miteinander verband: das Pulvermagazin in Milbertshofen, den Schießplatz in Freimann, das Remontedepot und den Flugplatz sowie den Bahnhof in Oberschleißheim. Um 1930 erwarb die Gemeinde Garching Gleise, eine Lokomotive und Kesselwagen einer Militärbahn in der Pfalz. Es wurde eine Verbindung von der Münchner Kläranlage in Großlappen zum Hacklholz westlich von Garching aufgebaut, um Klärschlamm auf die dortigen Felder zu bringen und diese fruchtbarer zu machen. Meist wurden Kartoffeln angebaut. Der Lokschuppen im Hacklholz steht noch, allerdings ziemlich verfallen, und überwachsene Gleise sind noch da. Die Gleise gingen weiter Richtung Eching und sogar unter der Autobahn durch Richtung Dietersheim. Zuletzt wurde noch einige Zeit mit großen Druckrohren weiter gearbeitet; östlich der Straße nach Eching ist noch eine umwallte Fläche zu sehen, die als Schlammdeponie diente, und das Ende eines Rohres. Ende der 1960er Jahre wurde das Ganze beendet, als man feststellte, dass der Klärschlamm mit Schwermetallen belastet war.

Die Tour beginnen wir am besagten Lokschuppen. Der Weg dorthin geht auf der Einsteinstraße über die Autobahn Richtung Garchinger See, am Parkplatz der Tennisplätze aber halblinks Richtung Ober- und Unterschleißheim. Am Ende des Hacklholzes ist links der Lokschuppen in einem eingezäunten Gelände. Wir folgen dem Zaun nach Süden, sehen die Schienen, fahren weglos weiter am Waldrand immer geradeaus; es beginnt wieder ein Weg, der am Westrand der Garchinger Kleingartenanlage entlang zum Kreisverkehr führt. Am besten bleiben wir links, nehmen die Unterführung zum U-Bahnhof Garching-Hochbrück und folgen den Gleisen über den Schleißheimer Kanal. Am Waldrand sehen wir die 90-Grad-Kurve, welche die Militärbahn auf ihrem Weg von Freimann nahm, um am Kanal entlang nach Schleißheim zu kommen. Hinter den Bäumen waren einst Raketen der US-Armee gelagert. Wir sehen noch die Schilder des „militärischen Sperrgebietes“. Die alte Trasse führt uns weiter nach Süden. Unter der A 99 hindurch kommen wir zum U-Bahnhof Fröttmaning und bald zum Heidehaus. Von dort aus wird das große Landschaftsschutzgebiet Fröttmaninger Heide betreut und es dient als Informationsstelle für Besucher. Das ganze Gelände war Militärübungsplatz. Wo der oben genannte Schießplatz war, stehen heute Häuser der Siedlung Kieferngarten. Vor wenigen Jahren wurden dort Gärten umgegraben, um Munitionsreste zu entfernen; die ganze Heide wird immer noch nach Munition untersucht.