

Der Ausschnitt der Gedenkstele zeigt Köpfe von Häftlingen und gibt einen Eindruck von der Gestaltung. Foto: Dr. Michael Müller
Am 21. Juli 2022 beschloss der Garchinger Stadtrat auf Vorschlag des Heimatpflegers, einen Gedenkort in Hochbrück zu schaffen zum Gedenken an die Häftlinge aus dem KZ Dachau, die im dortigen „SS-Lager Schleißheim“ Zwangsarbeit leisten mussten. Es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, eine Stele aus Cortenstahl zu gestalten. Drei Entwürfe wurden eingereicht. Am 26. Januar 2023 entschied der Stadtrat, der Bildhauerin Lioba Leibl den Auftrag zu erteilen. Am 17. September 2023 wurde der fertige Gedenkort eingeweiht an der Kirchstraße/Ecke Jahnstraße gegenüber der Kirche St. Franziska Romana.
Gedenkort Hochbrück: Texttafel zur Stele, biografische Notizen Häftlinge, V.2
Ferdinand Habel, ein „Schutzhäftling“, geb. 1902 in Soos, Niederösterreich. Im September 1939 aus politischen Gründen von der Gestapo in Wien verhaftet, KZ Sachsenhausen, KZ Dachau, 1942 als Facharbeiter bei den Bauarbeiten im „Lager Schleißheim“, dann in München, aus der Haft entlassen und zur Wehrmacht eingezogen.
Hermann Kreutz, ein „Zigeuner“, geb. 1923 nahe Düsseldorf. Als „Asozialer“ verhaftet und mit seiner Familie ins KZ Auschwitz deportiert, dann mit seinem Bruder ins KZ Natzweiler (Elsaß) verlegt, dort Fleckfieber-Versuche, allein weiter ins KZ Dachau, von dort ins „Lager Schleißheim“. Im März/April 1945 muss er bei der Anlage einer Rollbahn auf der „Garchinger Heide“ nahe Dietersheim arbeiten, unter Fliegerbeschuss, dann zu einem Evakuierungsmarsch getrieben, von US-Soldaten befreit. Nach 1945 Lkw-Fahrer, sieht seine Familie nicht wieder.
Josef Czempiel, ein polnischer Priester, geb. 1883 in Josephstal, Oberschlesien. Wohnt in Bismarckhütte, wird am 14.4.1940 von der Gestapo verhaftet, aus Kattowitz ins KZ Dachau gebracht, von Mai bis Dezember 1940 im KZ Mauthausen, wieder in Dachau, zeitweise im „Lager Schleißheim“. Am 4. Mai 1942 mit einem Invalidentransport ins Schloss Hartheim bei Linz überführt, stirbt dort am 19. Juni 1942, wahrscheinlich ermordet zusammen mit Patienten aus „Irrenanstalten“ im Zuge der Euthanasieaktionen in Hartheim.
Jan Kraska, ein polnischer Arbeiter, geb. 1914. Im Oktober 1939 in Kattowitz verhaftet, weil er einem Jugendbund angehört, Gefängnis, KZ Mauthausen, ein gescheiterter Fluchtversuch, Juli 1940 ins KZ Dachau, davon 1942/43 im „Lager Schleißheim“, Ende April 1945 von den Amerikanern befreit.
Jaroslav Klesa, ein Tscheche, geb. 1921 in Pilsen, Tschechoslowakei, Beruf Melker, römisch-katholisch. KZ Dachau, längere Zeit im „Lager Schleißheim“, für Putzarbeiten eingesetzt, zu einer geheimnisvollen Mission nach Österreich mitgenommen, kann fliehen und nach 1945 nach Australien auswandern. Schreibt dort ein Buch über seine Erlebnisse: „Dachau Calling“, 1986.